2010 habe ich meinen ersten Job als Pädagogin angetreten. Ich hatte das große Glück, im wunderschönen Berchtesgaden, als Jugendleiterin in einem Jugenddorf meine ersten richtigen Erfahrungen in diesem Feld zu sammeln. Es war eine wunderbare und prägende Zeit und ich kann heute sagen, dass ich dort auch meine ersten Schritte in Richtung achtsamer Umgang und wertschätzende Kommunikation gegangen bin.
Aus meiner Heimat war ich es irgendwie gewohnt, die Menschen an der Tür abzuspeisen. Gastfreundschaft war mir nicht vertraut. Ich will hier jetzt keinen verurteilen, es ist gut möglich, dass mir das nur so vorkam und sich mein eigenes Herz für diese Art der Kommunikation erst zu diesem Zeitpunkt tatsächlich geöffnet hat.
Geflasht war ich zuerst nur von der unsagbar schönen Natur. Ich mochte die Berge vorher nicht und als ich zum Vorstellungsgespräch nach Berchtesgaden fuhr, bekam ich leichten Würgereiz aufgrund der sehr malerischen Postkartenidylle. Ja, man hört es schon, für Natur, Romantik und Ähnliches hatte ich zu dieser Zeit nicht viel übrig. Doch das wandelte sich, die Berge nahmen mich in ihren Bann und bald wanderte ich in jeder freien Minute. Ich begann die Stille und die Natur mit ihrer Schönheit aufzusaugen und zu genießen.
Ich vergesse nie, wie ich zum ersten Mal in der Jugenddorfküche etwas für unser Haus abholen sollte. Ich ging rein, so wie ich halt war und fragte nach den Lebensmitteln fürs Abendbrot. Da bekam ich von der Köchin Froni einen Einlauf. Man stelle sich zuerst vor und überhaupt wünscht man einen guten Tag. Geläutert verlies ich die Küche und dachte lange über diese Worte nach. Ich lernte daraus. Heute bin ich gut darin Kontakte aufzubauen und ein Netzwerk zu erarbeiten. Ich weiß, worauf es ankommt, wenn man zusammenarbeiten und eine gute Beziehung zu seinem Gegenüber pflegen möchte.
Berchtesgaden lehrte mich noch mehr. Mein wunderbarer Kolleg und Freund @Tobi_elPesto zeigte mir auf wundervolle Weise, wie man Wertschätzung und Lob entgegenbringt. Ich lernte in neuen Freundschaften, dass man auch sanft miteinander sprechen kann, dass man auch lustig und witzig sein kann, ohne ständig sarkastisch oder ironisch zu sein. Kurzum, diese Zeit hat in mir viel bewegt und mich verändert.
Ich begann mich für Sprache und Kommunikation zu interessieren, belegte erste Kurse und Weiterbildungen. In München machte ich Jahre später meine Ausbildung zur systemischen Beraterin und lernte dabei auch die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg kennen.
Leider blieb es so, dass ich immer wieder beobachtete und auch heute noch beobachte, dass der gute Umgangston, den man geschäftlich und mit Freunden pflegt, in der privaten Partnerschaft plötzlich verloren geht. Ich erlebe Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Anfeindungen und Beschimpfungen. Wenn ich bei Paaren bin, die so miteinander kommunizieren, werde ich oft traurig und fühle mich unwohl.
Meine Eigenen Beziehungserfahrungen und meine Ausbildungen haben mir geholfen, dass ich einen Weg aus dieser verbalen Gewalt gefunden habe (siehe Blog: Gelungene Kommunikation in Paarbeziehungen). Ich möchte dir auch dazu verhelfen mit deinem Partner wertschätzend und achtsam zu kommunizieren. Es ist ein Gewinn an Vertrauen, an Zuneigung und Ehrlichkeit in eurer Beziehung. Ihr werdet sanfter miteinander und auch für andere. Eure Bindung wird stärker und schweißt euch als Paar noch näher zusammen. Auch nach außen wird sich einiges verändern, denn wer sich in seiner Partnerschaft aufgehoben, geschätzt, respektiert und geliebt fühlt, der kann mit einem ganz anderen Vertrauen in sich und die Welt den Alltag angehen.
Heute möchte ich dir anhand kleiner Beispiele zeigen, was nicht zu einer wertschätzenden Kommunikation gehört:
Eigentlich sollten diese Dinge klar sein, aber sicher ist dir beim lesen aufgefallen, dass du das eine oder andere, oder auch mehreres schon angewandt hast und hin und wieder oder häufiger anwendest. Vor allem in Konflikten neigen wir dazu, uns unseren Emotionen hinzugeben und lassen dann unseren Frust am Partner aus. Dann werden gerne alte Kamellen ausgepackt, um zu verdeutlichen, wie schlecht, unfähig oder unzuverlässig der andere doch ist und dass er auf jeden Fall schuld an der Situation hat.
Woher kommt dieser „Kontrollverlust“?
Aus meinen Beobachtungen und Coachings kann ich rückschließen, dass es oft daran hängt, dass Bedürfnisse nicht mitgeteilt werden. Wir kennen das doch alle. Das Wohnzimmer ist staubig und ich bin dabei einen Kuchen für ein Familienfest am nächsten Tag zu backen. Mein Partner kommt nach Hause und ich denke, wie schön, er wird sehen, dass das Wohnzimmer zu putzen ist und ich kann mich weiter dem Kuchen widmen. Mein Partner hatte aber einen harten Arbeitstag, er will nur duschen und die Beine hochlegen. Als ich mit dem Kuchen fertig bin komme ich ins Wohnzimmer und er liegt in all dem Dreck auf der Couch und checkt sein Instagram-Profil. Und nun verfalle ich in Vorwürfe, dass er es sich rausnimmt rum zu liegen, wo doch morgen das Fest ist, alles muss ich alleine machen, das ist ja immer so. Er weiß wahrscheinlich gar nicht was los ist und fühlt sich nur angegriffen und schießt zurück. Schließlich war er nicht faul, sondern hat heute sogar mehr geleistet als sonst. Eigentlich hatte er sich gewünscht, dass ich ihm fröhlich „Hallo“ sage und frage, wie sein Tag war, um mich dann mit ihm auf die Couch zu legen und einen Film zu schauen und zu schmusen.
Gegensätzliche Erwartungen - Unausgesprochene Bedürfnisse und Bang!
Übrigens ein fiktives Beispiel, das so und ähnlich früher vorkam.
Vermeiden lässt sich sowas nur, wenn man miteinander redet und zwar schon im Vorfeld. Du solltest von Anfang an mit deinem Partner über deine Bedürfnisse sprechen. So lernt ihr euch besser kennen und wisst vielleicht an einem solchen Tag, wie mit dem Gegenüber umzugehen ist. Wichtig ist es auch, über seine Ängste und Gefühle offen zu sprechen. Wenn es zu der oben beschriebenen Situation bereits gekommen ist, dann ist es wichtig durchzuatmen und zu beobachten. Was passiert hier bei mir, was fühle ich, woher kommen meine Gefühle. Hast du verstanden, was bei dir abläuft, kannst du dich auch besser auf deinen Partner einlassen. Teile ihm mit, was gerade bei dir los war, was du dir gewünscht hättest und wie du dich fühlst. Teile auch mit was du bei ihm beobachtet hast. Achtung analysiere an dieser Stelle nicht, frag lieber nach, was war denn bei dir los. Analysieren kommt Belehren gleich. Lass deinen Partner sich selbst erklären.
Verallgemeinerungen wie immer/nie/ständig etc. solltest du versuchen ab jetzt wegzulassen. Das sind Totschlagargumente. Was soll man da noch entgegenbringen, wenn du dein Gegenüber immer/nie/ständig so wahrnimmst. Niemand tut irgendetwas immer oder nie oder ständig. Es gibt immer Tage an denen es auch anders ist. Mach dir das bewusst und sieh genau diese Momente.
Und wie geht es jetzt richtig? Was sollten wir in unsere Kommunikation mit unserem Partner/ unserer Partnerin einfließen lassen?
Eine gelungene Kommunikation setzt voraus, dass man sich selbst reflektiert und die Bedürfnisse, Gefühle und Ängste des anderen ernst nimmt. Sie setzt Demut voraus. D.H., dass man sein eigenes Ego zurück nimmt und den Blick auf sein Gegenüber lenkt. Nicht alles wirst du verstehen können, aber vielleicht schaffst du es, es stehen zu lassen und zu akzeptieren, dass es auch andere Empfindungen und Ansichten auf der Welt gibt, wie deine. In der achtsamen Kommunikation höre ich meinem Gegenüber zu und lasse es aussprechen und ich bin bereit Kompromisse einzugehen. Die innere Haltung spielt eine große Rolle.
Diese Form der Kommunikation setzt die Bereitschaft von Beiden voraus, an sich und an schwierigen Themen zu arbeiten. Es erfordert Vertrauen und Offenheit und einen ständigen liebevollen Austausch. Es ist kein Leichtes, diesen Weg zu gehen. Aber wenn ihr euch dazu entschließt, werdet ihr wunderbares erleben.
In meinem Kommunikations-Coaching für Paare, gebe ich euch viele Impulse, wie ihr die gemeinsame Reise zu einer gelungenen Kommunikation starten könnt. Buchen kannst Du das Coaching auf meiner Seite unter dem Menüpunkt „Kompakt Coaching“. Ich freue mich auf euch.
Comments